"Wie unser Leben mit unserer MS so ist.." Freitagskolumne von Farouk Martini
Wann verlieren wir die Kontrolle über unser Leben?
Der großartige Karl Lagerfeld (* 10.09.1933; † 19.02.2019) hatte diese Frage auf seine ganz eigene, geistreich charmante Weise beantwortet: “Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” – klar, diesen Spruch kennen wir alle.
(Karl Lagerfeld habe ich übrigens immer sehr geschätzt, für mich ein echtes Idol…)
Aber wie ist das denn nun wirklich mit der Kontrolle über das eigene Leben? Was nimmt uns die Kontrolle aus der Hand? Wollen wir überhaupt Kontrolle? Und wie ist das mit einer chronischen Krankheit? Verliere ich wegen meiner MS die Kontrolle über mein Leben?
Klar, meine MS hat viel verändert. Viele Pläne haben sich für mich und auch die Menschen an meiner Seite geändert. Und Wünsche musste ich anpassen. Anpassen an neue Möglichkeiten.
Was ich gelernt habe? Kontrolle war dabei für mich nicht besonders hilfreich. Kontrolle = kein guter Ratgeber. Nein, es war und ist fast das Gegenteil davon, nämlich: Flexibilität. Flexibilität und Toleranz mit mir selbst. Denn es ist ok, wenn wir mal nicht mehr “funktionieren”. Niemand muss das. Es ist in Ordnung, wenn wir mal die Kontrolle aufgeben.
“Alles geht, aber eben nur anders…” – so lautete das Motto für den Welt MS Tag 2017. Ein starker Leitsatz. Macht wirklich Mut, finde ich.
Er sagt mir: Alles geht. Behalte deinen Mut. Halte an deinen Träumen fest. Bleib’ flexibel. Damit du es – vielleicht anders als gedacht – aber dann eben doch erreichen kannst.
Jeden Morgen sage ich das zu mir selbst. Und starte damit in den Tag. Und dann wird es ein guter Tag. Und wenn ich einmal nicht genug Kraft für diese Haltung habe – ist das auch ok.
Und weißt du, was ich dann mache? Ich ziehe mir ‘ne Jogginghose an, mach’s mir gemütlich und gebe die Kontrolle einfach ab.
Das Leben ist schön. Auch – und eben gerade – ohne Kontrolle.
Ich wünsche Euch allen einen schönen und unkontrollierten Freitag! ☺️
Farouk Martini
